Es gibt viele verschiedene Arten von Sofas. Viele Bezeichnungen sind aber unklar. Wer weiß schon, was eine Recamiere ist und wie sie sich von einer Ottomane oder einer Chaiselongue unterscheidet? Heutzutage sind die Grenzen fließend und die Bezeichnungen für die Möbel werden ungenau verwendet.
Sofa und Couch werden synonym verwendet, ebenso wie Liege, Sesselliege, Liegesofa oder Sofaliege.
Im Grunde bezeichnen all diese Begriffe ein Möbelstück, das eine Sitz- und Liegemöglichkeit kombiniert.
Wie alle Dinge haben auch Möbel eine Geschichte. Sofas wurden nicht einfach erfunden. Sie gibt es schon seit Jahrhunderten, aber in verschiedenen Formen. Neue Materialien ermöglichten neue Varianten ein und derselben Idee.
In früheren Zeiten waren die Sofas Luxusmöbel, die arme Leute weder bezahlen noch aufstellen konnten. In unserer Zeit sind sie für praktisch jeden erschwinglich und sowohl räumlich als auch stilistisch gut zu integrieren.
Es ist also sinnvoll, wenn wir uns kurz mit ihrer Geschichte beschäftigen. Ihre Unterschiede werden deutlich und es ergeben sich neue Aspekte, wenn es um die Einrichtung deiner Wohnung geht. Hier findest du Informationen zu den jeweiligen Möbelstücken.
Moderne Möbel mit altfranzösischen Wurzeln
Sicherlich ist dir aufgefallen, dass die Möbelstücke, um die es hier geht, französische Bezeichnungen haben. Das liegt daran, dass ihre Urformen im Frankreich des 18. Jahrhunderts entstanden sind. Zu dieser Zeit regierten König Louis XV und sein Nachfolger König Louis XVI. Deswegen wird dieser Einrichtungs-Stil entweder als Louis-quinze oder als Louis-seize bezeichnet.
Diese Stilrichtungen überschneiden sich mit dem Rokoko und betreffen etwa die Zeit von 1725 bis 1785. In dieser Zeit wurde die Inneneinrichtung insgesamt leichter, geschwungener und verspielter. Gleichzeitig nahm der Wunsch nach mehr Bequemlichkeit, Intimität und Komfort zu.
Speziell für die Möbel bedeutete dies eine Tendenz hin zu abgerundeten, geschwungenen und asymmetrischen Formen. Die Möbelstücke wurden eleganter und zierlicher, indem zum Beispiel Rückenlehnen niedriger wurden oder ganz verschwanden.
Auf diese Zeit gehen die Ottomanen, Chaiselongues und Recamieren zurück, die wir dir hier kurz vorstellen möchten.
Was ist eine Ottomane?
Die Bezeichnung Ottomane geht auf das französische Wort ottoman für „osmanisch“ zurück und meint ursprünglich ein Ruhe- oder Tagebett nicht für den nächtlichen Schlaf, sondern für ein Schläfchen tagsüber. Vermutlich spielte die Bezeichnung damals auf das Klischee einer lasziven osmanischen Lebensweise an, mit Menschen, die sich immerzu auf bequem gepolsterten Kissen und Liegen räkeln.
Umgangssprachlich ist eine Ottomane ein Liegesofa, auf dem du entspannen und dich ausstrecken kannst. Häufig findest du auch eine Ottomane als Couch bezeichnet. Sie ist ein bequem gepolstertes, kleines Sofa.
Die niedrige, halbrunde Rückenlehne reicht nicht über die ganze Länge und es gibt nur eine Armlehne. Die charakteristische Formgebung einer Ottomane ist asymmetrisch. Falls eine Rückenlehne vorhanden ist, dann ist sie niedrig, verläuft nur bis zu einem Viertel oder bis zur Hälfte der Längsseite und endet abgerundet schräg nach unten.
Entweder sind Ottomanen links ausgerichtet, dann haben sie eine Armlehne links und eine Rückenlehne, die sich nach rechts hin abrundet. Oder Ottomanen sind rechts ausgerichtet, mit einer rechten Armlehne und einer Rückenlehne, die sich nach links hin verkürzt.
Eine Ottomane ist ein Sofa, das sich als Tagebett wunderbar für eine kurze Schlaf- oder Ruhepause eignet. Es gibt Ottomanen aus Leder, aber auch mit Bezügen gängiger Materialien, wie Kunstleder, Baumwolle oder Microfaser. Es sind extravagante Möbelstücke, echte Hingucker in deiner Wohnung. Aber sie sind aufgrund ihrer asymmetrischen Ausrichtung nicht flexibel verwendbar. Da eine Ottomane eher zum Liegen als zum Sitzen gedacht ist, bietet sie sich als kleines Sofa an, auf dem du dich gemütlich zum Lesen oder Fernsehen ausstrecken kannst.
Du findest zum Beispiel eine Ottomane von Ikea in verschiedenen Bauformen, verschieden gepolstert, in verschiedenen Größen und in allen Preisklassen. Wenn du wenig Platz in deiner Wohnung hast, ist eine Ottomane des schwedischen Möbelhauses vielleicht genau das richtige Möbelstück.
Was ist eine Recamiere?
Die Recamiere ist ein Möbelstück der Louis-seize-Stilrichtung. Sie entwickelte sich am Ende des 18. Jahrhunderts aus der Chaiselongue. Die Recamiere ist ein einteiliges Liegesofa ohne Rückenlehne, aber mit zwei hochgeschwungenen Armlehnen.
Bekannt wurde dieses kombinierte Sitz- und Liegemöbel durch ein Gemälde aus dem Jahr 1800 des königlichen Hofmalers Jacques-Louis David. Er porträtierte die damals in Paris berühmte Salonnière Julie Récamier auf dieser abgewandelten Chaiselongue ruhend. Das Möbelstück wurde daraufhin nach ihr benannt.
Auch die Recamiere wird als Ruhe- oder Tagebett bezeichnet. Sie ist tatsächlich weder Bett noch Sofa, sondern ein Möbel, auf dem du dich ausstrecken und ausruhen kannst. Es ist weniger zum Sitzen geeignet.
Heute dagegen bieten sich diese Ruhemöbel gerade für etwas kleinere Räumlichkeiten an. Eine Recamiere mit Schlaffunktion ist perfekt für Leute mit wenig Platz. Wenn du keinen Platz für ein Gästebett, eine Sofaecke oder einen Fernsehsessel hast, dann solltest du vielleicht eine Recamiere in Betracht ziehen. Du kannst in ihr liegen oder mit ausgestreckten Beinen sitzen. Ein Glas Wein lässt sich auf diese Weise ganz besonders genießen.
Wie wäre es mit einer Recamiere aus Leder? Du bekommst sie in verschiedenen Bezügen. Eine Recamiere aus Samt ist die romantische und verspielte Variante. Eine Recamiere als Sofa ist Luxus auch auf kleinerem Raum.
Was ist eine Chaiselongue?
Die Bezeichnung Chaiselongue geht auf die französischen Wörter chaise longue für „langer Stuhl“ zurück. Die Chaiselongue ging aus einem Sitzmöbel hervor, aus einem Sessel, der durch einen gepolsterten Schemel verlängert wurde. Die zweigeteilte Chaiselongue ist ebenso wie die Ottomane eine Entwicklung im Louis-quinze-Stil. Aus der Zweiteilung wurde mit der Zeit ein einziges Möbelstück, die sogenannte moderne Chaiselongue des Louis-seize-Stils. Beide Stilrichtungen sind dem französischen Rokoko zuzuordnen.
Die moderne Chaiselongue ist wie die Ottomane eine besondere Art des Liegesofas. Im Unterschied zur Ottomane hat sie aber keine Rückenlehne und keine richtige Armlehne, dafür aber ein erhöhtes Kopfende. Anders als die Bezeichnung Chaiselongue vermuten lässt, ist sie eher zum Liegen und nicht zum Sitzen gedacht. Eine Chaiselongue ist ein Sofa, das als Ruhe- oder Tagebett dient. Auf der Chaiselongue kannst du dich ausruhen und dir mal eine gemütliche Mittagspause gönnen und ein bisschen schlummern.
Eine Chaiselongue ist heute ein modernes Möbelstück. Es gibt sie mit Leder-, Samt-, oder Stoffbezügen. Du kannst anhand einer Vielfalt an eleganten, minimalistischen oder verspielten Varianten auswählen, welcher Stil am besten zu dir passt. Eine Chaiselongue nimmt deutlich weniger Platz ein als ein großes Sofa. Du kannst also auch eine kleine Wohnung mit einer gemütlichen Chaiselongue ausstatten.
Die Unterschiede zwischen Ottomane, Recamiere und Chaiselongue sind klein aber fein
Interessanterweise sind Ottomane, Chaiselongues und Recamieren Möbel, die zu anfangs Ausdruck reinen Luxus waren. Sie brauchten Platz und wurden großzügig im Raum verteilt. Bewohner und Gäste sollten es bequem haben und sich entspannen können. Sie waren aber auch ein Ausdruck des Abrückens von der höfischen Etikette. Auf ihnen ruhend, halb liegend, halb sitzend, war alles weniger einengend und die Gespräche befreiter, besonders in den Salons dieser Zeit. Hier trafen sich die Vor- und Querdenker.
Die vorgestellten Möbel sind sich in ihrer Funktion und damit auch in ihrer Optik recht ähnlich. Im Grunde sind alle diese Möbel zu Sofas verlängerte Sessel, auf denen du sitzen, dich aber auch lang machen kannst. Damit werden diese Liegesofas interessant für all die, die wenig Platz haben, aber etwas Besonderes suchen. Du findest sie in modernen Designs, von elegant bis romantisch, von minimalistisch bis verspielt, von strapazierfähig bis pflegeleicht. Frei im Raum stehend wirken diese Möbelstücke besonders extravagant. Sie sind echte Eyecatcher.
Zu guter Letzt: Was ist ein Diwan?
Ein Diwan ist eine Polsterbank. Manchmal wird es auch als Bettbank oder Bettcouch bezeichnet. Es kommt aus dem Persischen und beschreibt ein Sitzmöbel, das man im 19. und 20. Jahrhundert in orientalischen Amtsstuben vorgefunden hat.
7 Kommentare
Und was ist ein Diwan?
Vielen Dank für die Frage. Wir haben den Artikel entsprechend ergänzt.
„ Hier trafen sich die Vor- und Querdenker.“ Damals schon? Puh
Jemand der den Text aufmerksam liest! Sehr gut! Den Passus könnte ich bei Zeiten abändern. Je nachdem ob ein Querdenker immer negativ behaftet bleibt…
Kann mir jemand den Hersteller/Lieferanten des samt goldenen Sofas zum Beitrag „Was ist eine Ottomane?“ nennen?
Würde mir sehr gefallen!
Vielen Dank vorab
RABI
Hallo Rabi!
Das Sofa ist von der Firma BELLUS. Das Foto habe ich auf der IMM 2020 in Köln gemacht.
Vielen DANK für die schnell Antwort!!!
RABI
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